Plädoyer an den Rituellen Tanz
TANZ ist die totale Kunst, die erste der Künste.
Am ursprünglichsten ist der Tanz sicher in Afrika geblieben - Tanz, Musik, Gesang, Gedicht in einem, getanzte Symbolbilder, kommend aus dem Anfang der Geschichte. Die wichtigsten Ereignisse wurden getanzt. Es sind Bilder, die klingen und ihren Rhythmus entwickeln. Hinter dem sichtbaren Bewegen, den Wellen, dem Stampfen, Drehen, Vibrieren des Körpers, ziehen sich Fäden weit in andere Welten, hin zu den Erinnerungen der Ahnen, in die Traumzeit, zu den Mythen.
Tanzend kommunizieren wir in der Seelensprache mit unseren Zellen, mit anderen Wesenheiten, Mittanzenden, denjenigen, die wir behandeln, die Zuschauenden. Im Tanz kann ich mich mit dem gesamten Kosmos verbinden. Tanzend weiten wir unsere Kommunikationsmöglichkeiten. Wir sprechen mit Tieren, tanzen mit Flüssen und Meeren, bewegen uns mit dem Wind. Tanzend verstehen wir die Sterne. Wir erweitern uns um andere Seinsbereiche. Wir wachsen über uns hinaus in der Vereinigung mit dem Leben selbst, nehmen tiefer und ganz daran teil, werden tanzend zum Lebensimpuls.
Im Tanz öffnet sich die Seele.
Fragen stellen sich im Tanz, Antworten tanzen sich an die Oberfläche. Wir können wieder anknüpfen an das, was Tänzerinnen-Magierinnen-Heilerinnen ausgezeichnet hat. Dann kann im Tanz eine andere Kraft weitergegeben und in die Welt gegeben werden. Dann, wenn wir zu dem von vielen Schichten eingeschlossenen Körper vordringen, wenn wir die erstarrten Formen des Tanzes auflösen und sie durch lebendige ersetzen. So folgen wir der Weisheit des Körpers. So gehen wir in die Erinnerung. Dann werden wir auf dem feinen Faden, den unser Tanz spinnt, in andere Welten gehen können. Tanzend weben wir ein Traumgeflecht, weben neue Räume, tauchen in Erinnerungen. Über den Körper ist Erinnerung in viel ältere Schichten möglich. In die Schöpfungskraft gehen und Identitäten neu formulieren. Bewegungen entdecken jenseits der Routine. Poesie verkörpern. Die Wildheit entfesseln, sich kreativ erneuern. Die Kunst der Selbstbefreiung. Die Kunst der Selbstheilung.
Bewegung verbindet mit dem Herzen, sie erzählt davon, dass sie Teil der ewigen Bewegung des Universums ist. Hier erfahren wir die Kraft des Tanzes als eines der universellen Heilmittel. Tanz
führt auf vielfältige Weise zu vergessenen Potenzialen. Kraft verkörpert sich. Gegensätzliches kann sich im Tanz auflösen. Tanzend erfahren wir, wie heilsam und wichtig es ist, dass wir unseren einzigartigen Ausdruck in die Welt bringen. Tanz ist so ein mächtiges Heilmittel und ist unsere Seelensprache. Wir können uns entscheiden, den Tanz der Seele, den Tanz des Lebens wieder zu uns zu nehmen und diese Körpersprache wieder selbstverständlich zu sprechen.
Im Tanz lassen sich viele neue Gebärden und ungewöhnliche Haltungen entdecken. Der Körper darf Fragen stellen, er darf jeder Haltung offen begegnen. Im Tanz wird Unsichtbares sichtbar, Unausgedrücktes kann sich ins Licht tanzen, Trauma und Schatten bekommen Gestalt und dürfen sich verwandeln. Botschaften aus Innenwelten werden übersetzt. Wenn die Tanzenden im magischen Raum sind, dem Ort, an dem das Unsichtbare in Erscheinung tritt, vergegenwärtigen sie durch ihre Gesten und ihre Bewegungen die unsichtbare Welt. Wie bei transpersonalen Masken inkorporieren sich auch im Tanz Gottheiten, Wesenheiten und tanzen durch die Menschen.
Tanz war schon immer Gebet und Ehrung, war rituell und heilig. Alle bedeutsamen Ereignisse wurden getanzt. Wir können tanzen, wenn uns Worte fehlen, können unser Leben im Tanz auszudrücken und Tänze für Lebenssituationen zu kreieren. Tänze für die Elemente, Tänze als Geschenke und um mit den Geistigen Wesenheiten zu kommunizieren.
Die Schamaninnen aller Zeiten kannten Tanz, rituellen, kultischen, ekstatischen Tanz als Heilmittel. Tanzend wurde mit Krafttieren kommuniziert, tanzend ging man mit den Geistführern in Verbindung, wie es heute noch in Korea praktiziert wird. In Heiltänzen konnte etwas herausgetanzt oder etwas hineingetanzt werden. Atem, Musik und Tanz waren verbunden. Im Aufgeben der Kontrolle ist es möglich, in tiefe Erinnerungsschichten zu tanzen. Sich von den Geistern bewegen zu lassen. Der Raum wird weit, wenn wir es uns erlauben, das ganze Spektrum zu erkunden, durch den Körper alles scheinbar Gegensätzliche, Natürliche, Animalische auszudrücken. Sich in Bewegung setzen, sich hingeben, erfahren, erforschen, radikal. Dazu können wir uns entschliessen. Alles, was die Qualität der Veränderung mit sich bringt, wie Bewegung im Tanz.
Tanz kann Wunden in Kraft verwandeln.
(Inspiration: Cambra Skadé)
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